Yoga

Vielfach denkt man beim Stichwort Yoga an asketisch aussehende Menschen, die auf dem Kopf stehen oder ihre Gliedmaßen ineinander verknotet haben.

(c) LSB NRW / Foto: Andrea Bowinkelmann
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Tatsächlich sind Asanas, also Körperstellungen, ein wesentlicher Bestandteil von Yoga. Yoga ist aber weit mehr als ein körperliches Übungssystem oder eine Art Sport, nämlich ein altes philosophisches System, das bereits vor mehr als 3000 Jahren in Indien entwickelt wurde. Yoga kommt aus dem Sanskritwort "yug" und bedeutet "vereinen". Ziel ist es, Körper, Geist und Seele zu harmonisieren bzw. in Einklang zu bringen, indem man lernt, den Körper zu entspannen, Gedanken zu konzentrieren und Emotionen zu stabilisieren. Diese Ziele spiegeln sich auch in drei wichtigen Charakteristika des Yogas wieder:

Die Atmung
Atmung ist ein autonomer Vorgang - dennoch gibt es eine enge Verbindung zwischen Atmung und Emotionen, wie die Redensarten "Hol erst mal tief Luft.", "Die Luft ist raus.", "Da bleibt einem glatt die Luft weg." zeigen.
Im Yoga, wie in vielen anderen Entspannungsverfahren, spielt die Atmung eine entscheidende Rolle. Unsere Atmung ist ein weitgehend autonomer Vorgang, das heißt, wir brauchen das Ein- und Ausatmen nicht willentlich zu steuern, sondern diese Aufgabe übernimmt unser vegetatives Nervensystem. Nichtsdestotrotz wissen wir aus unserem Alltag, das Atmung und Emotionen eng miteinander verknüpft sind. Wenn wir nervös sind oder Angst haben, zum Beispiel vor einem Zahnarztbesuch oder einem Gespräch mit dem Chef, wird unsere Atmung schnell und flach. Aber wir kennen auch das Phänomen, dass wir unsere Angst und Nervosität durch bewusst tiefes Einatmen mildern können. Diese Zusammenhänge macht man sich im Yoga zunutze, indem man den unbewussten Vorgang der Atmung ins Bewusstsein hebt und so lernt, durch Atmung Emotionen zu kontrollieren und Enspannungszustände bewusst herbeizuführen. Eine bewusste Atmung spielt beim Yoga nicht nur im sogenannten Pranayama, also den Atemübungen, eine Rolle, sondern aufmerksames Atmen begleitet jede Yogaübung.

Im "Jetzt" sein
Meistens sind wir gedanklich mit Dingen aus der Vergangenheit oder der Zukunft beschäftigt, aber unsere Gedanken sind fast nie im Jetzt, im Moment. Wir denken daran, was im Laufe des Tages alles passiert ist. Oder wir sind mit unseren Gedanken der Zeit voraus und beschäftigen uns schon mit der Zukunft. So wichtig es auch ist, die Vergangenheit zu reflektieren und die Zukunft zu antizipieren, so wichtig ist es für das Erreichen eines entspannten Zustands aber auch, zumindest für eine Weile Gedanken an die Vergangenheit und Zukunft fallen zu lassen und nur im Augenblick zu sein, denn nur dann geben wir Körper und Seele auch die Chance, zu regenerieren und neue Leistungsreserven aufzubauen. Dieses Loslassen lernt man durch Yoga, weil man übt, die Gedanken immer wieder von der Außenwelt zu lösen und nach innen zu ziehen, beispielsweise, indem man sich bei den einzelnen Übungen ganz auf seine Atmung konzentriert.

Wahrnehmen, aber nicht bewerten
Ein weiteres Grundprinzip besteht darain, sich selbst und sein Tun ganz dezidiert wahrzunehmen, aber das Wahrgenommene nicht zu bewerten. Mit einiger Übung schafft man es dann, stressauslösende Faktoren als solche wahrzunehmen, ohne jedoch automatisch mit den üblichen Stressreaktionen zu reagieren, sondern in der Lage zu sein, den Stressfaktor "nüchtern" zu betrachten und so auch stressfreiere Umgangsformen dafür zu finden. So kann es beispielsweise möglich werden, sich zu fragen: Was wird schlimmstenfalls passieren, wenn ich dieses oder jenes nicht schaffe/nicht so gut mache wie üblich/...


  • (c) LSB NRW / Foto: Andrea Bowinkelmann
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