Tipp des Monats: Sportlich gegen den Stress

In der Ausgabe Januar/Februar 2012 von "Gesund + fit" geben Expertinnen des DOSB nützliche Tipps und Informationen zum Thema Entspannungssportarten.

"Körperarbeit", die zur Gesunderhaltung beiträgt, Foto: Andrea Bowinkelmann/Bilddatenbank LSBNRW
"Körperarbeit", die zur Gesunderhaltung beiträgt, Foto: Andrea Bowinkelmann/Bilddatenbank LSBNRW

Es gibt Sportarten, mit denen landläufig das Thema Entspannung assoziiert wird - und dies nicht etwa, weil man nur bewegungslos auf der Matte herumliegt und keinen Tropfen Schweiß vergießt, sondern, weil sie sehr bewusst mit dem Zusammenspiel von Körper, Geist und Emotionen umgehen. Qi Gong, Tai Chi Chuan oder Yoga trainieren sehr wohl konditionelle Fähigkeiten wie beispielsweise Kraft oder Beweglichkeit, dies aber mit einer bestimmten inneren Haltung. Diese bewusste Haltung ist zum einen der Entspannung im Augenblick förderlich und zum anderen hilfreich, um in seinem Leben eine bessere Balance zwischen Anspannung und Entspannung zu verwirklichen. Die drei vorgestellten Sportarten sind komplex und erfordern ebenso wie andere regelmäßiges Training über einen längeren Zeitraum. Trotzdem gibt es Übungen, die sich problemlos in den Alltag, das eigene Sporttreiben oder in Übungsstunden als Entspannungsteil einbauen lassen.

Tai Chi & Qi Gong

China ist das Ursprungsland vieler gesundheitsorientierter Entspannungs"sportarten". Auch Tai Chi Chuan und Qi Gong haben dort ihren Ausgangspunkt und sind Sportarten - vielleicht sollte man besser Bewegungskünste sagen - bei denen Meditation und Umgang mit Energie eine große Rolle spielt.

Qi Gong (Qi = Energie, Gong = Arbeit) hat ausschließlich gesundheitliche Ziele. Hauptziel ist es, die Lebensenergie (Qi) des Menschen zu stärken. Die Sportart beinhaltet im Unterschied zum Tai Chi weniger Bewegungsarbeit und kann im Stehen, Sitzen oder Liegen durchgeführt werden. Die Qi-Gong-Übungen, die leichter zu erlernen sind als die komplexen Bewegungsabfolgen und Formen des Tai Chi, bestehen aus einzelnen Übungen.

Tai Chi Chuan (kurz: Tai Chi) ist etwa 1000 Jahre jünger, wird auch als chinesisches Schattenboxen bezeichnet, und ist eine im Kaiserreich China entwickelte Kampfkunst, die die Aspekte Selbstverteidigung, Gesundheit und Meditation verbindet. Neben verschiedenen Faustformen werden im Tai Chi auch Waffen-Formen praktiziert. In China ist Tai Chi schon lange ein echter Volkssport, den viele Menschen frühmorgens in den Parks des Landes betreiben.

Trotz der Unterschiede sind die beiden Bewegungskünste nicht trennscharf voneinander, denn sie basieren auf demselben kulturellen wie philosophischen Hintergrund: Oft wird Qi Gong als ein Überbegriff verstanden, manchmal auch Tai Chi-Übungen, die keinen direkten Kampfbezug haben, dem Qi Gong zugeordnet.

Tai Chi und Qi Gong verstehen sich beide nicht nur als Sport oder Bewegungskunst, sondern viel umfassender als ein "Lebensweg", eine Haltung zum Leben, die auf dem umfassenden philosophischen Hintergrund dieser Bewegungsformen basiert. Erfahrungswerte beider Methoden finden ihren Niederschlag in der mittlerweile auch im Westen bekannten Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). In der TCM haben Körperübungen vor allem das Ziel, das Qi (Lebensenergie) zu vermehren und den Körper und die Meridiane (die Kanäle, durch die das Qi fließt) für das Qi durchlässig zu machen. Dazu werden vor allem Übungen aus dem Qi Gong aber eben auch aus dem Tai Chi genutzt. Die Körperarbeit dient vorrangig der Gesunderhaltung des Menschen und weniger der Behandlung bestimmter Krankheiten. "Übersetzt" in einen westlichen Verständnisrahmen ist vielleicht am ehesten der Salutogeneseansatz vergleichbar, bei dem es nicht darum geht, warum Menschen krank werden, sondern welche Ressourcen sie besitzen (und entwickeln können) um gesund zu bleiben.

(Quelle: DOSB)

 


  • "Körperarbeit", die zur Gesunderhaltung beiträgt, Foto: Andrea Bowinkelmann/Bilddatenbank LSBNRW
    "Körperarbeit", die zur Gesunderhaltung beiträgt, Foto: Andrea Bowinkelmann/Bilddatenbank LSBNRW