Wir brauchen einen neuen Stellenwert von Prävention im Gesundheitswesen

Interview mit Jens Spahn, MdB und Mitglied des Ausschusses für Gesundheit.

Jens Spahn, MdB und Mitglied des Ausschusses für Gesundheit; Foto: Stephan Baumann
Jens Spahn, MdB und Mitglied des Ausschusses für Gesundheit; Foto: Stephan Baumann

Anfang April gehörten Sie zu den Teilnehmern des vom DOSB veranstalteten 1. Gesundheits- und präventionspolitischen Abend. Was konnten Sie aus der Diskussion zum Thema "Der Sport als Dialogparnter für Gesundheit" mit in die 1. Lesung und die Weiterentwicklung des Präventionsgesetztes nehmen?
Für die meisten Menschen stellt sich zwischen Büro und Wohnung die Frage, wie sich Bewegung in den Alltag integrieren lässt. Ich glaube, dass es hier wichtig ist, konkrete und niedrigschwellige Angebote zu machen. Es muss nicht immer gleich die feste Laufgruppe oder die Vereinsmitgliedschaft sein, mehr Bewegung im Alltag hält fit. Ich denke, hier können Arbeitgeber, Beschäftigte in Zusammenarbeit mit dem DOSB und anderen Verbänden noch sehr viel mehr tun.

Bei der Anhörung zum Präventionsgesetz am 15. Mai 2013 vor dem Ausschuss Gesundheit im Deutschen Bundestag war auch der DOSB eingeladen und hatte Gelegenheit, die Rolle des Sports in der Prävention zu erläutern und sich als Problemlöser anzubieten. Welche Chancen sehen Sie, dass der Sport mit seinen Organisationen im neuen Gesetz stärker Berücksichtigung findet?
Wir brauchen einen neuen Stellenwert von Prävention im Gesundheitswesen. Sie muss tief im Bewusstsein bei den Versicherten, den Ärzten, den Krankenkassen, den Arbeitgebern und gesellschaftlichen Akteuren verankert werden. Kern ist die gesundheitliche Verantwortung jedes Einzelnen und die Eigenverantwortung in allen gesellschaftlichen Bereichen. Darüber hinaus entwickeln wir mit diesem Gesetzentwurf die bestehenden Strukturen mit dem Ziel einer besseren Koordination und Wirksamkeit von Prävention weiter. Beispielsweise sind für die betriebliche Gesundheitsvorsorge auch Kooperationen zwischen Unternehmen, Krankenkassen und Sportvereinen denkbar.

Welchen Stellenwert räumen Sie dem Sport innerhalb der beiden Bereiche primäre Prävention und Verhaltensprävention ein? Und wie sehen Sie das Verhältnis von gezielter gesundheitlicher Aufklärung zu Eigeninitiaitve in Bezug auf die Nutzung von Bewegungsangeboten, wie die in örtlichen Sportvereinen?
Prävention, Gesundheitsförderung und Früherkennung erhalten und steigern die persönliche Lebensqualität wesentlich und sind Aufgabe des einzelnen wie auch der Gesellschaft. Unsere Gesellschaft verändert sich, Volkskrankheiten nehmen zu und wir werden alle immer älter. Um auch im hohen Alter noch fit zu sein, wird es immer wichtiger, frühzeitig vorzusorgen. Andernfalls würde auch die Leistungsfähikgeit unseres Gesundheitswesens an Grenzen stoßen. Investitionen in die Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsförderung sind besser als die oft langwierige und kostenintensive Theapie von Krankheiten. Das Rezept für Sport ist ein guter Ansatz, der noch viel zu wenig genutzt wird. Wir gehen davon aus, dass mit der neu zu schaffenden Möglichkeit der Ärztlichen Präventionsempfehlung dieses in Zukunft noch häufiger zum Einsatz kommt, denn Sport ist ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Lebensführung.

Mit SPORT PRO GESUNDHEIT und "Rezept für Bewegung" sind in Zusammenarbeit mit dem DOSB qualifizierte Möglichkeiten entstanden, Gesundheitsförderung und Prävention flächendeckend und niedrigschwellig anzubieten. Können Sie sich vorstellen, die Inhalte als Anregungen für das Präventionsgesetz aufzugreifen?
Bereits heute handelt es sich bei dem "Rezept für Bewegung" um eine Leistung, die Ärzte ihren Patienten empfehlen können. In Zukunft soll dies auch im Rahmen der vorgesehenen Präventionsempfehlung des Arztes geschehen. Ich finde diese Initiative von DOSB, Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention sowie Bundesärztekammer toll, sie verdient jede Unterstützung.

Wie sah und sieht es bei Ihnen persönlich mit Sport aus? Waren Sie als Kind im Sportverein? Und was tun Sie heute für Ihre Gesundheit?
Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen, den Sommer haben wir meist mit den anderen Kindern draußen verbracht. An Bewegungsmangel habe ich da sicher nicht gelitten. Heute gehe ich mehrmals die Woche ins Fitnessstudio, für Mannschaftssport fehlt leider die Zeit. Meistens gehe ich dann morgens, bevor ich ins Büro gehe. Ich merke, dass ich dann ganz anders in den Tag starte. Es tut einfach gut, sich zu bewegen.

(Quelle: DOSB)


  • Jens Spahn, MdB und Mitglied des Ausschusses für Gesundheit; Foto: Stephan Baumann
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