Tipp des Monats: "Gesunde Schule" - Bewegung in Unterrichtsfächern

In der Ausgabe Mai/Juni 2013 zeigt "Gesund + fit" Möglichkeiten, wie Bewegung im Unterricht möglich ist.

Bewegtes Lernen und Lehren im Unterricht; (c) LSB NRW/Foto: Andrea Bowinkelmann
Bewegtes Lernen und Lehren im Unterricht; (c) LSB NRW/Foto: Andrea Bowinkelmann

Bewegung in der Schule ist ganz besonders auch außerhalb des Sportunterrichts wichtig, denn dadurch kann die Lern- und Konzentrationsfähigkeit der Kinder in allen Fächern positiv beeinflusst werden. Im letzten Tipp des Monats März/April 2013 wurde bereits gezeigt, wie der Schulweg "bewegt" gestaltet werden kann. Nun wird dargestellt, warum es sinnvoll ist, neben dem Sportunterricht auch andere Unterrichtsfächer bewegt zu gestalten und wie dies in der Praxis umgesetzt werden kann.

Schüler sollen sich im Sportunterricht bewegen und in den übrigen Unterrichtsstunden möglichst ruhig, still und bewegungslos dasitzen - so ist die noch immer weitverbreitete Idealvorstellung vieler Lehrer, aber vermutlich auch zahlreicher Eltern.
Der Sportunterricht wird nach wie vor oft auf seine "Ausgleichsfunktion" zu den anderen Schulfächern reduziert und in Folge dessen nicht so wichtig und auch nicht ernst genommen. Die Forderung nach einer täglichen Sportstunde oder Vorschläge, Bewegung auch jenseits der Sportstunden vermehrt in den Schulalltag zu integrieren, scheitern nicht selten daran, dass die Kritiker darin lediglich die Ausweitung des Sportunterrichts durch die Hintertür sehen und dafür plädieren, die wertvolle Zeit für die "Kernfächer" zu verwenden.
Bewegung und Sport haben in der Schule jedoch noch ganz andere Funktionen, als lediglich für Entspannung und Ausgleich zu sorgen und auf ein möglichst lebenslanges Sporttreiben vorzubereiten. Verfechter der "bewegten Schule" fordern immer wieder ein handlungsorientiertes, "bewegtes" Lernen und Lehren als festen Bestandteil in möglichst vielen Unterrichtsveranstaltungen und auch außerhalb des festen Unterrichts, weil durch Bewegung sowohl kognitive, motorische als auch soziale Fähigkeiten und Fertigkeiten erschlossen und vertieft werden.
In diesem Artikel soll nicht das komplexe Konzept der Bewegten Schule thematisiert werden. Vielmehr geht es darum, aufzuzeigen warum es sinnvoll ist, auch den Unterricht der anderen Unterrichtsfächer bewegt zu gestalten und wie dies in der Praxis umgesetzt werden kann. Das heißt, es geht um bewegten Unterricht und somit nur um einen Teilaspekt der bewegten Schule.

Der Vorteil von bewegtem Unterricht

Ein wichtiger Grund für einen bewegten Unterricht leitet sich aus der entwicklungspsychologischen Erkenntnis ab, dass Bewegen, Fühlen und Denken untrennbar miteinander verbunden sind und deshalb gerade Kinder die Welt über Bewegung im wahrsten Sinne des Wortes "begreifen". Deshalb lernen Kinder besser, wenn man dieser explorativen Funktion von Bewegung Rechnung trägt, indem man den Unterricht und den Lernprozess ganzheitlich gestaltet und neben den visuellen und akustischen Aspekten auch die Propriozeption mit einbezieht. Über Rezeptoren, die in den Muskeln, Bändern, Sehnen und Gelenken liegen, vermittelt dieses System (zusammen mit dem Gleichgewichtsinn) fortwährend und meist unbewusst Informationen über die Lage des Körpers im Raum, die Qualität von Bewegungen, den Spannungsgrad der Muskulatur etc. Je mehr Sinne im Lernprozess angesprochen werden, desto besser können Informationen aufgenommen, verarbeitet und gespeichert werden. Beim "bewegten Unterricht" geht es deshalb natürlich nicht um Sport im engeren Sinne, sondern um einen weitgefassten Bewegungsbegriff, der alle Formen der Beteiligung motorischer Systeme umfasst und insofern eine Vielzahl an kreativen Möglichkeiten für die Umsetzung bietet.
Aus der Neurodidaktik weiß man mittlerweile, dass eine hohe Handlungsorientierung, also "selbst machen", nachweislich bedeutungsvolle hirnphysiologische Veränderungen nach sich zieht, weshalb "bewegtes Lernen" und "Lernen mit allen Sinnen" einen hohen Stellenwert hat bzw. haben sollte.
Bei aller Vorsicht, die bei einer Interpretation neurowissenschaftlicher Forschungsergebnisse und ihrer Übersetzung in die Gestaltung von Unterricht und Lernarrangements geboten ist, so wird doch immer deutlicher, dass Bewegung direkt und indirekt großen Einfluss auf Lern- und Erinnerungsprozesse hat.

  1. Bewegung steigert die regionale Gehirndurchblutung und führt zu einem Anstieg von neurotrophen Wachstumsfaktoren, welche für die Neubildung und Vernetzung von Nervenzellen /Neuroplastizität) notwendig sind. Somit ist Bewegung ein wichtiger Stimulus für das Gehirn, sich Zeit seines Lebens den Anforderungen der Umwelt anzupassen.
  2. Bewegung erhöht die Konzentration verschiedener Neurotransmitter im Gehirn. Diese sind für die Kommunikation zwischen benachbarten Nervenzellen notwendig, da sie die Signale von einer Nervenzelle zur nächsten weitergeben. Dieser Austausch ist unerlässlich für die Handlungssteuerung, Gedächtnisleistungen, Emotionen etc.
  3. Bewegung fördert exekutive Funktionen. Diese steuern unser Denken und Verhalten, da sie uns ermöglichen, Entscheidungen zu treffen, planvoll und zielgerichtet zu handeln, aber auch das eigene Handeln zu reflektieren und zu korrigieren. Deshalb sind sie unerlässlich für konzentriertes und erfolgreiches Lernen. Da sie auch notwendig für eine gute Selbstregulation und -kontrolle sind, haben sie große Bedeutung für das menschliche Sozialverhalten.

Effektivitätssteigerung des Lernens durch:
Lesen: 10 %
Hören: 20 %
Sehen: 30 %
Hören und Sehen: 50 %
Selbst sagen: 70 %
Selbst tun: 90 %
Deshalb: Aufgaben sollten erlebt statt erledigt werden!

Die Lernpsychologie zeigt, dass Lernen stärker gedächtniswirksam wird, wenn auch emiotionale Lernchancen geboten und gute soziale Bedingungen gegeben sind. Diese Faktoren sind in Sport und Bewegung zwar keineswegs automatisch enthalten, jedoch lassen sich gerade durch Bewegungsarrangements positive, emotionale und soziale Erfahrungsräume gestalten. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass ein bewegter Unterricht die sozialen Kompetenzen (Kontaktbereitschaft, Abnahme von Aggressionen, gegenseitige Akzeptanz und Integration) fördert, Schulfreude und Lernbereitschaft sowie die Selbstständigkeit der Schüler zunehmen und die aktuellen Befindlichkeiten positiv beeinflusst werden.

Eine weitere Bedeutung erhält das Thema Bewegung im Unterricht, wenn man sich die Konzentrationsspannen von Kindern anschaut:
5 - 7 Jährige durchschnittlich 15 Minuten,
7 - 10 Jährige durchschnittlich 20 Minuten,
10 - 12 Jährige durchschnittlich 20 - 25 Minuten,
12 - 14 Jährige durchschnittlich 30 Minuten.
Deshalb besteht eine wichtige These für bewegten Unterricht darin, dass 30 Minuten Unterricht und 15 Minuten Bewegung mehr bringen als 45 Minuten Frontalunterricht. Hinsichtlich der Konzentrationsfähigkeit der Kinder und Jugendlichen sind Sport und Bewegung wichtige Instrumente, um den Schultag oder auch die einzelnen Unterrichtseinheiten zu rhythmisieren.
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Umsetzung in die Praxis

Wie aber kann nun ein bewegter Unterricht aussehen? Hier gibt es vielfältige Möglichkeiten, die besonders in Kombination geeignet sind, die positiven Effekte von Bewegung für den Unterricht zu nutzen.

Dynamisches Sitzen: Das Sitzen in Bewegung bringen!
Daynamisches Sitzen bedeutet, dass die Schüler motiviert werden, unterschiedliche Sitzpositionen auszuprobieren und einzunehmen, um so die Wirbelsäule sowie den Muskel- und Bandapparat variabel zu be- und damit letztlich zu entlasten. Durch geeignete "Sitzmöbel" lässt sich das dynamische Sitzen unterstützen (beispielsweise Sitzbälle oder Sitzkeile). Neben dem eigentlichen Sitzen kann aber auch Lernen im Schneidersitz, im Kauern, in der Rücken- oder Bauchlage zugelassen werden. Dynamisches Sitzen ist sicher ein wichtiger Aspekt eines bewegten Unterrichts. Allerdings sollten Teile des Unterrichts nicht im Sitzen, sondern im Stehen oder in der Bewegung durchgeführt werden. Unabdingbar für die Umsetzung von dynamischem Sitzen ist auf jeden Fall eine Lehrkraft, deren Prämisse nicht das Stillsitzen der Schüler ist, sondern die bewegen, rutschen, wackeln, kippeln, liegen, auf den Knien sitzen, seitlich sitzen, verkehrt herum sitzen usw. nicht als Störung empfindet, sondern als Ausdruck einer "bewegten Wissensaufnahme" aushält, versteht und fördert.

Bewegte Unterbrechung
Merkt man als Lernkraft, dass die Schüler häufig gähnen, die Klasse unruhig wird und die Konzentration abnimmt, empfiehlt es sich, den Unterricht ganz kurz durch eine Bewegungspause zu unterbrechen. Für diese gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die sich innerhalb weniger Minuten durchführen lassen. Beispielsweise sind kleine Spiele geeignet.

Bewegungs-Memory
Ein "Memory-Meister", der später die Memory-Paare wieder zusammenführen soll, verlässt den Raum. Während er draußen wartet, vereinbaren jeweils zwei Mitspieler eine gemeinsame Bewegung, z.B. den Hampelmann, die sie dann pantomimisch darstellen. Die gesamte Gruppe besteht nun aus mehreren Paaren, die sich auf verschiedene Bewegungen geeinigt haben. Sie hocken durcheinander im Raum. Der "Memory-Meister" wird nun wieder in den Raum gebeten. Wenn er die Spieler antippt, zeigen diese ihre Bewegung. Der "Memory-Meister" sieht nun eine Vielfalt von Bewegungen. Rasch soll er die Paare mit den gleichen Bewegungen zusammenstellen, bis er die gesamte Gruppe als Bewegungspaare sortiert hat.
Variation: Solange die Paare schweigend im Raum stehen, kann sich der "Memory-Meister" am Standort seiner Mitspieler orientieren. Lustiger und schwieriger wird es, wenn sich alle im Raum bewegen. Jetzt hilft der Standort dem "Memory-Meister" nicht mehr. Er muss sich nun an die Gesichter oder Bewegungen seiner Mitspieler erinnern. Dies erfordert höhere Konzentation!

Richter, rate mal!
Fähigkeiten
: Bewegungsabläufe wahrnehmen und umsetzen; Gymnastik
Material: 4 Stühle
Ablauf: Die Kinder werden in 4er-Gruppen eingeteilt. Ein Kind sitzt auf dem Richterstuhl mit dem Rücken zu den anderen Kinder (Jury). Währenddessen bewegen sich die anderen drei Kinder auf eine bestimmte Art (von der Lehrkraft vorgegeben: z. B. hüpfen, gehen, laufen, auf einem Bein hüpfen, im Entengang, etc.) um eine Reihe Stühle herum. Ein ausgewähltes Mitglied der Jury sagt: "Richter, rate mal!" Dieses Kind verstellt seine Stimme. Alle Jurymitglieder müssen sich währenddessen weiter bewegen. Der Richter hat 10 Sekunden Zeit, bis er erraten hat, welches Kind gesprochen hat. Wenn er Recht hat, macht er 20 Hampelmänner und setzt sich wieder auf den Stuhl. Rät er falsch, darf das Kind, das gesprochen hat, auf den Richterstuhl. Ein Kind sollte maximal 3-mal am Richterstuhl sitzen.
Variationen: Nachdem der Richter richtig geraten hat, macht er 5 Liegestütze, 10 Kniebeugen etc.

Kommando
Fähigkeiten: Die Kinder müssen sich Kommandos einprägen und dann jeweils schnell auf die Kommandos reagieren.
Ablauf: Der Spielleiter steht frontal zu den Mitspielern und erklärt zunächst die vier Kommandos mit den dazugehörenden Aufgaben:
* Kommando Fuß - auf der Stelle trippeln
* Kommando Bauch - Hände auf den Bauch legen
* Kommando Hand - Arme hoch in die Luft strecken
* Kommando Knie - in leichter Hocke Hände auf die Knie legen
Die Kommandos werden ein paar Mal geprobt. Danach beginnt das eigentliche Spiel, denn jetzt kommt es darauf an, richtig zu reagieren - immer, wenn das Wort "Kommando!" nicht vorweg genannt wird, darf die dazugehörige Aufgabe nicht ausgeführt werden, die Mitspieler müssen in der vorherigen Stellung verharren. Dabei darf der Spielleiter selbst Fehler machen, um die Mitspieler zu verwirren. Jeder, der einen Fehler begeht, wechselt auf die Seite des Spielleiters und darf nun auch falsche Sachen machen; die Kommandos kommen aber nur vom Spielleiter. Schafft er es, alle auf seine Seite zu bekommen? Dabei ist es wichtig, dass die Kommandos schnell hintereinander kommen!
Variation: Kinder machen die "Kommandos" vor.

Gordischer Knoten
Fähigkeiten
: Kooperation in der Gruppe
Ablauf: Je nach Klassenstärke werden Schüler in ca. 3 Gruppen eingeteilt (Gruppengröße kann variieren). Die Gruppe stellt sich im Kreis auf. Jeder schließt die Augen, streckt seine Hände zur Mitte und ergreift nun fest andere Hände. Nach dem Öffnen der Augen wird versucht, den "Arme-Knoten" so lange zu entwirren, bis alle wieder in einem Kreis stehen.
Variation: Welche Gruppe schafft es zuerst?
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Bewegtes Lernen
Beim "Bewegten Lernen" wird das kognitive Lernen, also sozusagen das Lernen über den Kopf, mit Bewegung verbunden, um einerseits einen zusätzlichen Informationszugang zu schaffen und andererseits die Informationsverarbeitung durch Bewegung zu optimieren. Neurodidaktiker nehmen an, dass auf diese Weise Lerninhalte durch die Bewegung doppelt codiert werden und dadurch schneller und sicherer aus dem Gedächtnis abgerufen werden können. Daher ist ein möglichst handlungsorientierter Unterricht anzustreben. Lehrkräfte sollten deshalb immer im Blick haben, ob es die Möglichkeit gibt, die Inhalte über konkrete Handlungen zu vermitteln. Einige Beispiele folgen an späterer Stelle.

Walk & Talk
Studien zufolge kann ein weiterer positiver Effekt (Steigerung des Erinnerungsvermögens um 20 %) bei der Wissensaneignung durch ein erhöhtes Sauerstoffangebot an der frischen Luft und eine erhöhte Sauerstoffaufnahme durch Bewegung erzielt werden. Deshalb ist es förderlich, wenn bestimmte Inhalte von Kleingruppen bei einem Spaziergang z.B. über den Pausenhof erarbeitet oder diskutiert werden.

Bewegungsanlässe im Unterricht schaffen

Im Grunde ist es einfach, Bewegung in den Unterricht zu bringen, denn eine Schulstunde bietet eine Vielzahl von Bewegungsanlässen. Allerdings muss man als Lehrkraft solche positiv bewerten, fördern und eben nicht als Störung empfinden.

  • Zum Papierkorb zu gehen, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen (die Frage stört den Unterricht meist mehr als der leise Gang dorthin).
  • Material wird von jedem einzelnen Schüler am Pult abgeholt und nicht mehr verteilt.
  • Arbeitsaufträge werden nicht an die Tafel geschrieben, sondern an die Wände gehängt, so dass die Schüler aufstehen und sich den Arbeitsauftrag "abholen" müssen.
  • Das Tafelanschreiben wird von Schülern übernommen.
  • Rollenspiele werden als Lernmethode eingesetzt.
  • Schüler verlassen den Unterricht, um in der Bibliothek selber zu recherchieren.
  • Die Sitzordnung ändert sich regelmäßig.
  • Der Frontalunterricht wird durch Gruppenarbeiten an Lerninseln, durch Stationen lernen oder Stuhlkreise etc. aufgelockert.
  • Unterrichtsorte werden häufig gewechselt.
  • Der Klassenraum wird erweitert (Bibliothek, Schulgebäude, Pausenhof, Exkursionen etc.)

Ideen für andere Fächergruppen

Physik
Gesetze der Schwerkraft/Beschleunigung: Kinder können in Partnerarbeit arbeiten. Dabei stehen sie sich gegenüber. Ein Kind lässt einen Ball fallen, das andere Kind muss (z.B. mit geschlossenen Augen) reagieren und ihn schnell fangen.
Schüler lassen sich rückwärts fallen und werden von Mitschülern aufgefangen. Hierbei wird auch der Zusammenhalt in der Klasse thematisiert.

Mathematik
Laufende Rechenmaschine
Fähigkeiten
: Die Schüler müssen sich konzentrieren und Rechenaufgaben lösen, dies wird durch den fehlenden visuellen Aspekt erschwert.
Material: An verschiedenen Stellen im Klassenzimmer werden Zettel mit Zahlen von eins bis neun und jeweils dreimal die Rechenzeichen Plus/Minus/Mal/Geteilt durch angebracht.
Ablauf: Es werden Paare gebildet und festgelegt, wer von beiden zuerst die Augen schließt, d.h. als Rechenmaschine beginnt. Der Partner führt nun seine "Rechenmaschine" (indem er die Hände von hinten auf die Schultern legt) auf "verschlungenen" Wegen zu einer Zahl und richtet den Kopf des Blinden so aus, dass er den Zettel sehen kann, sobald dieser die Augen öffnet. Damit die "Maschine" weiß, wann und wie lange die Augen geöffnet werden dürfen, drückt der Führende die Schultern mit den Händen kurz zusammen und sagt dabei laut: "KLICK!" Nur für diese Sekunden öffnen sich die Augen und klappen danach sofort wieder zu. Die Zahl wird im Kopf eingespeichert und die "Maschine" nun zu einem Rechenzeichen geführt. Hier wiederholt sich der eben beschriebene "Einspeicherprozess". Anschließend geht es weiter zu einer Zahl, einem weiteren Zeichen und schließlich zu einer letzten Zahl. Dann wird die Rechenmaschine in eine ruhige Ecke geführt und nach dem Ergebnis gefragt. Danach werden die Rollen getauscht.
Variationen: Aufgaben/Zahlen können variieren und schwerer gestaltet werden.

Biologie
Aufbau und Funktion der Wirbelsäule: Bewegungsrichtungen ausprobieren, richtiges Heben und Tragen thematisieren und üben; Übungen zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur kennen lernen und verstehen.

Geschichte/Religion
Aktive Darstellung eines geschichtlichen Ereignisses oder einer Szene durch Rollenspiele. Neue Wahrnehmungsebenen werden erschlossen, die Inhalte akustisch, optisch, räumlich wahrgenommen und prägen sich dadurch besser ein.

Musik
Musik nicht nur konsumieren, sondern selber machen. Instrumente erproben, Tänze erarbeiten, Rhythmus erspüren und wiedergeben, singen etc.

Deutsch
Laufdiktat: Es werden Texte im Klassenzimmer aufgehängt. Die Kinder rennen, hüpfen oder springen zu diesen Texten, lesen ihn und schreiben das Gelesene daraufhin aus dem Gedächtnis auf.

Sportlehrer als Vorbilder
Die Integration von Bewegung in den Unterricht ist keineswegs zwangsläufig an die Kompetenzen von Sportlehrern gebunden. Sie sind es aber meist, denen die Bedeutung der Bewegung am ehesten bekannt ist und die über das Fach Sport hinaus in ihrem Zweitfach diesbezüglich wichtige Impulse geben können. So können sie für Kollegen als Modelle einer veränderten Unterrichtspraxis dienen.

Literatur
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (2008): Mehr Bewegung in die Schule. Sportpolitische Erklärung der GEW. Zum Download unter www.gew.de
Hollmann, W. u.a. (2007): Gehirn - körperliche Aktivität und ihre Bedeutung für Gehirngesundheit und -leistungsfähigkeit. In: Österreichisches Journal der Sportmedizin, H. 4, S. 6-24.
Jansen, P., Lehmann; J. & Heil, M. (2010). Macht Bewegung schlau? Über den Einfluss von Bewegung auf die kognitiven Fähigkeiten. In: Mind. 4.
Kubesch, S. (2002): Sportunterricht. Training für Körper und Geist. In: Nevenheilkunde, H. 21, S. 487-490.
Walk, Laura: Lernrelevante Erkenntnisse der Gehirnforschung: Bewegung formt das Gehirn.

Dr. Uta Engels, Katharina Gattermann, Sebastian Hocheder, Patrick Hofmeister, Matthias Lang, Nicole Samek, Andreas Schuster und weitere Studierende des Seminars Sportpädagogik I, WS 2012/2013 an der Universität Regensburg.

Dieser Artikel erscheint auch in der Zeitschrift SportPraxis 5+6/2013
www.sportpraxis.com


  • Bewegtes Lernen und Lehren im Unterricht; (c) LSB NRW/Foto: Andrea Bowinkelmann
    Bewegtes Lernen und Lehren im Unterricht; (c) LSB NRW/Foto: Andrea Bowinkelmann