Sport bewegt Menschen mit Demenz

Von dem Projekt „Sport bewegt Menschen mit Demenz“ können sich alle Sportvereine angesprochen fühlen, sagt Autor Detlef Kuhlmann.

Sport kann Menschen mit Demenz ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Foto: LSB NRW
Sport kann Menschen mit Demenz ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Foto: LSB NRW

Alle Menschen mit (oder ohne) Demenz verfügen über Erfahrungen im Sport, mindestens aus dem Schulsport. Das ist bei den meisten jedoch lange her. Ob sie sich daran überhaupt noch erinnern können? Sehr wahrscheinlich, denn diese Erinnerungen dürften im Langzeitgedächtnis gespeichert sein, das noch lange gut funktioniert. Wie auch immer - jetzt ist „Sport bewegt Menschen mit Demenz“ angesagt.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat zusammen mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft ein bundesweites Projekt auf den Weg gebracht, bei dem interessierten Sportvereinen im ganzen Land umfangreiches Informationsmaterial zum Thema kostenfrei in einer Materialbox zur Verfügung gestellt wird.

Die Nachfrage nach der Materialbox hat alle Erwartungen des hauptamtlichen Teams im Ressort Chancengleichheit & Diversity beim zuständigen Geschäftsbereich Sportentwicklung im DOSB weit übertroffen. Im ökonomischen Jargon würde man sagen: Hier wurde eine Marktlücke entdeckt. In pädagogischer Hinsicht geht es jedoch primär darum, mit regelmäßigen und abwechslungsreichen Bewegungseinheiten den Menschen mit Demenz ein Stück bewegte Lebensqualität (wieder) zu ermöglichen: Freudige Resonanz auch bei den Familienangehörigen nicht ausgeschlossen!

Von dem Projekt „Sport bewegt Menschen mit Demenz“ können sich im Grunde alle Sportvereine angesprochen fühlen, wobei die Suche nach interessierten Personen sogar in den eigenen Reihen beginnen kann. Da gibt es bestimmt ein paar vor allem ältere Mitglieder, die sich gerade wegen ihrer Demenzerkrankung schon länger zurückgezogen haben und nun speziell mit diesem Angebot zurückgewonnen werden können: Der Sportverein bietet ihnen auf diese Weise eine alte und zugleich eine neue Heimat!

Womöglich bietet sich zukünftig – Pandemie hin oder her – eine bisher wenig genutzte Kooperationsmöglichkeit auf kommunaler Ebene an, nämlich mit den Alzheimer-Gesellschaften, der Altenhilfe, den Altenclubs oder der ambulanten Pflege wie auch mit Seniorenwohnstätten und Alten- und Pflegeeinrichtungen im lokalen Umfeld eines Vereins.

Das Projekt des DOSB, das gefördert wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, besteht u.a. aus vier Teilprojekten unter Mitwirkung der Landessportbünde Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, dem Deutschen Tischtennis-Bund und dem Deutschen Turner-Bund. Über deren Multiplikatoren sollen konkrete Maßnahmen vor Ort erprobt und evaluiert werden. Das geschieht nicht zuletzt mit dem Ziel, langfristig sicherzustellen, dass das, was von A (wie z.B. im TV Aschaffenburg 1860) bis Z (wie z.B. im SV Vorwärts Zwickau) gut läuft, flächendeckend in Serie gehen kann. Das Projekt hätte sein Ziel erreicht: Der Sport bewegt Menschen mit Demenz ... im ganzen Land!

(Autor: Prof. Dr. Detlef Kuhlmann)

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann ist Sportpädagoge am Institut für Sportwissenschaft der Leibniz Universität Hannover und im Ehrenamt Präsident des Stadtsportbundes Bielefeld.

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.

 


  • Sport kann Menschen mit Demenz ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Foto: LSB NRW
    Ältere Sportler und Sportlerinnen mit ineinander verknoteten Bändern Foto: LSB NRW