Prof. Brehm im Interview zur Jahrestagung dvs-Gesundheit

Prof. Dr. Walter Brehm nimmt den Spagat zwischen den Perspektiven der Wissenschaft und der Sportorganisationen

Prof. Dr. Walter Brehm von der Universität Bayreuth hat als Wissenschaftler und Mitgründer der Kommission Gesundheit der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaften (dvs) das Themenspektrum Gesundheitsförderung durch körperlich-sportliche Aktivität stark beeinflusst. Für die Jahrestagung der dvs Kommission Gesundheit konnte er als einer der Hauptredner gewonnen werden.


Welchen Stellenwert nimmt die körperliche Aktivität in unserer Gesellschaft schon ein und was muss sich noch verändern?


In den Köpfen der allermeisten Erwachsenen in Deutschland nimmt körperliche Aktivität durchaus einen hohen Stellenwert ein: Fast allen Erwachsenen ist zwischenzeitlich bewusst, dass regelmäßige Bewegung bei der man sich zumindest ein wenig anstrengt, eine der Grundlagen für körperliche Fitness, Gesundheit und Wohlbefinden darstellt. Leider wird dieses Wissen nicht im Alltag konkret, lediglich maximal 20 Prozent sind so körperlich-sportlich aktiv, dass Effekte für die Gesundheit zu erwarten sind. Auch in der Politik ist unsere Botschaft über die Notwendigkeit von körperlich-sportlicher Aktivität angekommen, jede Partei und Regierung schmückt sich zwischenzeitlich mit entsprechenden Aussagen und Konzepten. Allerdings ist auch hier die Diskrepanz zwischen verbaler Aussage und praktischem, nachhaltigem Tun riesig.


Sie sind Vizepräsident des Deutschen Turner-Bundes und Mitglied des Präsidialausschusses im Deutschen Olympischen Sportbund. Welchen Einfluss hat man in diesen Positionen auf die Umsetzung der vielfältigen Strategien und Projekte?


Das Sportsystem behauptet schon seit jeher, dass es zur Gesundheit der Menschen wesentlich beitragen würde. Es ist aber sehr schwierig, praktische Konsequenzen zu realisieren und die Gesundheitsförderung durch körperlich-sportliche Aktivität systematisch umzusetzen. Zum Beispiel durch die Einrichtung eines effizienten und evidenzbasierten Gesundheitssportangebots Menschen mit langer Aktivitätsabstinenz (wieder) an eine gesundheitseffiziente körperlich-sportliche Aktivität heranzuführen und zu binden. Um auf Ihre Frage zu antworten: Einfluss ist vorhanden, Veränderungen dauern jedoch Jahre – es braucht großer Ausdauer.

Als Hauptredner für die Jahrestagung 2012 der dvs Kommission Gesundheit versuchen Sie den Spagat zwischen den Perspektiven der Wissenschaft und der Sportorganisationen. Über welches Thema werden Sie auf der Jahrestagung referieren? Was sind ihre inhaltlichen Schwerpunkte?


Diesen Spagat versuche ich nun schon seit 30 Jahren. Das Thema meines Vortrags lautet „Gesundheitsförderung im Sportsystem - Ziele, Instrumente, Qualitätssicherung“. Ich möchte hier versuchen, einerseits im Überblick darzustellen, was im Sportsystem in Deutschland in etwa den letzten 10 Jahren geleistet worden ist – und das ist im Vergleich mit anderen Nationen durchaus beachtlich. Auf der anderen Seite will ich auch konstruktiv Kritik üben und auch die eine oder andere Perspektive aufweisen.


Welche Erwartungen haben Sie persönlich (als Fachbesucher) an die Tagung?


Als Mitbegründer der Kommission Gesundheit und langjähriges Mitglied im Sprecherrat freue ich mich zunächst natürlich viele Kolleginnen und Kollegen, die sich dieser Kommission zugehörig fühlen, in einer freundschaftlichen Atmosphäre wieder zu sehen. Prof. Dr. Petra Wagner hat als örtliche Ausrichterin der Tagung „Ressource Bewegung – Herausforderung für Gesundheitssystem und Wissenschaft“, zusammen mit dem derzeitigen Sprecherrat um Prof. Dr. Alex Woll, eine interessante Thematik aufgegriffen, die sicher kompetent gefüllt wird und spannende Diskussionen erwarten lässt.

Weitere Informationen unter www.dvs-gesundheit.de