Nia Künzer wirbt für alkoholfreien Sportgenuss

Fußball-Weltmeisterin Nia Künzer (2.v.re.) beantwortet fünf Fragen zur Gemeinschaftsaktion "Alkoholfrei Sport genießen!" des DOSB und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Fußballweltmeisterin Nia Künzer unterstützt die Aktion „Alkoholfrei Sport genießen“ von DOSB und BZgA. Foto: BZgA
Fußballweltmeisterin Nia Künzer unterstützt die Aktion „Alkoholfrei Sport genießen“ von DOSB und BZgA. Foto: BZgA

BZgA: Frau Künzer, Sie unterstützen die Aktion von DOSB und BZgA "Alkoholfrei Sport genießen", die im September letzten Jahres gestartet wurde. Was ist seitdem passiert?

Künzer: Die Aktion läuft sehr gut! Mittlerweile beteiligen sich bereits mehr als 1.700 Vereine daran. Sie haben die Aktionsbox angefordert, sprechen den Umgang mit Alkohol im Sportverein aktiv an und organisieren Aktionen mit ihren Mannschaften. Bisher sind die Rückmeldungen von den Vereinen und den Verbänden ausschließlich positiv. Auch verschiedene Fachverbände, wie beispielsweise der Deutsche Fußball-Bund (DFB), unterstützen die Aktion.

Wenn es um Fußball und Alkohol geht, scheiden sich oft die Geister. Da heißt es dann, Fußball, Bier und Bratwurst gehören untrennbar zusammen. Sie haben lange im Verein Fußball gespielt. Ist das so?

Im Fußballverein wird vermutlich nicht mehr und nicht weniger getrunken als in anderen Vereinen auch. Alkoholmissbrauch ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Aber ich finde es wichtig, dass der DFB die Aktion aktiv unterstützt und seine Vereine auffordert, sich an der Aktion zu beteiligen.

Heißt das auch, dass im Verein z.B. kein Bier mehr getrunken werden darf und das Thema Werbeverbot für Alkohol wieder auf der Tagesordnung steht?

Unsere Botschaft ist nicht die Alkohol-Abstinenz im Verein und auch nicht das Werbeverbot. Wichtig erscheint es uns, auf die besondere Gefährdung von Kindern und Jugendlichen hinzuweisen, weil sie in einem Umfeld aufwachsen, in der der Alkohol selbstverständlich und allgegenwärtig ist. Mit dem Projekt „Alkoholfrei Sport genießen“ wollen wir für das Thema sensibilisieren und Erwachsene zugleich motivieren, ihre Vorbildfunktion bewusster wahrzunehmen.

Sind Ihrer Meinung nach die Sponsorengelder von Brauereien nötig, um u.a. Kinder- und Jugendarbeit in den Sportvereinen zu ermöglichen?
 
Diese Frage kann ich nicht so einfach beantworten. Vereine erhalten neben den Mitgliedsbeiträgen für ihre Arbeit auch finanzielle Unterstützung  aus öffentlicher Hand sowie Gelder, die sie selbst bei Veranstaltungen erwirtschaften. Erstrebenswert sollte es sein, dass die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Vereinen unabhängig von den Geldern für Alkoholwerbung durchgeführt werden kann. Brauereien sollten davon überzeugt werden, dass im Interesse der Eigenverantwortung Sportveranstaltungen noch stärker als bisher genutzt werden, um für alkoholfreie Getränke zu werben – das wäre ein starkes Signal und würde auch viel besser zum Sport passen.

Ein verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol im Verein – wie könnte der aussehen?

Die erwachsenen Vereinsmitglieder haben eine große Verantwortung für den Nachwuchs, der ihnen im Verein anvertraut ist. Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren sind in Bezug auf Alkoholkonsum besonders gefährdet, weil sie gerade in dieser Lebensphase häufig Dinge wie z.B. Alkohol oder die erste Zigarette auspro-bieren. Deswegen ist es sehr hilfreich, wenn die Verantwortlichen im Verein die Bestimmungen des Jugendschutzgesetzes kennen und sich für deren Einhaltung im Verein einsetzen. Im Einklang damit sollten sie sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sein.

Hier kann unsere Aktionsbox einen wichtigen Anstoß geben: Sie enthält beispielsweise ein leicht verständliches Poster zum Jugendschutzgesetz und Tipps zum Umgang mit Alkohol im Sportverein. Aus zahlreichen Praxisbei-spielen wissen wir, dass Vereine, die das Thema in ihre Vereinsphilosophie integrieren, langfristig davon profi-tieren. Nicht zuletzt deshalb, weil ihr Ansehen vor allem bei den Eltern steigt, die ihre Kinder dort anmelden und in guten Händen wissen. Über solche Ergebnisse kann ich mich dann wirklich freuen.


Was ist „Alkoholfrei Sport genießen“?

Sport und Alkohol passen nicht zusammen. Deshalb haben die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Aktion „ Alkoholfrei Sport genießen“ gestartet und rufen alle Sportvereine auf, sich daran zu beteiligen. Trainerinnen und Trainer sowie Betreuerinnen und Betreuer in Vereinen können damit in ihrer Kinder- und Jugendarbeit ein Zeichen setzen und zeigen, dass sie verantwortungsvoll mit Alkohol umgehen. Vereine aller Sportarten und aus ganz Deutschland können zwischen September 2011 und Dezember 2012 an dieser Aktion teilnehmen, indem sie die kostenlose Aktionsbox bestellen und an einem Wochenende rund um ihre Sportveranstaltungen auf den Konsum von Alkohol verzichten.

Zur Person Nia Künzer:

Nia Künzer (32), geboren in Botswana, aufgewachsen in Wetzlar, schoss 2003 im Finale der Frauenfußball-WM das entscheidende Tor und sicherte ihrer Mannschaft dadurch den Weltmeistertitel. Mit ihrem Stammverein 1. FFC Frankfurt gewann sie sieben deutsche Meistertitel, sieben Pokalsiege und drei Mal den UEFA Women's Cup (heute UEFA Women's Champions League). In Folge ihrer vier Kreuzbandrisse beendete Künzer 2008 ihre aktive Karriere, aus der Nationalmannschaft war sie bereits 2006 zurückgetreten. Heute nutzt die Diplompädagogin ihre Popularität, um sich für Kinder zu engagieren. Sie arbeitet im hessischen Innenministerium, ist u.a. Botschafterin der BZgA-Kampagne „Kinder stark machen“ und unterstützt die Aktion „Alkoholfrei Sport genießen“ von DOSB und BZgA.

Mehr Informationen unter www.alkoholfrei-sport-geniessen.de

(Quelle: BZgA/DOSB)


  • Fußballweltmeisterin Nia Künzer unterstützt die Aktion „Alkoholfrei Sport genießen“ von DOSB und BZgA. Foto: BZgA
    Fußballweltmeisterin Nia Künzer unterstützt die Aktion „Alkoholfrei Sport genießen“ von DOSB und BZgA. Foto: BZgA