DOSB soll zum Präventionsstärkungsgesetz angehört werden

Zum „1.Gesundheits- und präventionspolitischen Abend“ konnte DOSB-Vizepräsident Walter Schneeloch am 16. April in Berlin die gesundheitspolitischen Vertreter aller Bundestagsparteien begrüßen.

Walter Schneeloch (m.) diskutierte mit den gesundheitspolitischen Sprechern der Parteien über den Sport als Dialogpartner für Gesundheit. Foto: camera 4
Walter Schneeloch (m.) diskutierte mit den gesundheitspolitischen Sprechern der Parteien über den Sport als Dialogpartner für Gesundheit. Foto: camera 4

Am Ende der längst überfälligen Diskussion „Der Sport als Dialogpartner für die Gesundheit“ konnte sich Schneeloch sicher sein, dass er seinen Gesprächspartnern das Anliegen noch einmal deutlich gemacht hatte: Nämlich, dass der Sport im Präventionsbereich ein unverzichtbarer Kooperationspartner ist und er entsprechend im Präventionsgesetz berücksichtigt wird, über das heute (19.April) der Bundestag in 1. Lesung berät.

Bereits die Gründerväter und -mütter des Deutschen Sportbundes hatten als eines der Hauptziele in ihrer Satzung „das Fördern und Erhalten der Volksgesundheit“ festgeschrieben. Und der organisierte Sport hat in den letzten Jahrzehnten bewiesen, dass er diese Aufgabe ernst nimmt. Jeder kennt „Trimmy“, der in den 70er Jahren Millionen von Deutschen auf Trab brachte und eine wahre Bewegungswelle auslöste. Und rund zwei Millionen Aktive versuchen sich jedes Jahr am Deutschen Sportabzeichen, dessen 100. Geburtstag der DOSB 2013 mit bundesweiten Aktionen begleitet.

Es hat sich viel getan, wie Moderatorin Franziska Rubin betonte: Die Bezeichnung „Sportentwicklung“, die heute die Abteilung Breitensport trägt, macht Sinn: Nicht nur zahlenmäßig (98 Mitgliedsorganisationen, mehr als 91.000 Sportvereine, knapp 28 Millionen Mitgliedschaften) hat sich der Sport weiterentwickelt, auch die Aufgaben sind mehr und mehr geworden – besonders in Sachen Prävention. Vor allem wurde auch in den letzten Jahren  an Qualitätskriterien gearbeitet: Das Qualitätssiegel SPORT PRO GESUNDHEIT wurde mit der Bundesärztekammer entwickelt. Derzeit haben 8.000 Vereine 19.000  zertifizierte Angebote im Programm. Seit 2008 gibt es auch das Qualitätssiegel SPORT PRO FITNESS, das DOSB, Turner-Bund und der Bundesverband der Gewichtheber an vereinseigene Fitness-Studios vergeben, die eine  „klare Gesundheitsorientierung und hohe Qualitätsstandards aufweisen“, wie Schneeloch betont.

Und dann versucht der DOSB  mit dem Rezept für Bewegung die Nicht-Beweger zu erreichen. Schon einmal gab es einen Versuch  mit dem „grünen Rezept“ in den 70er Jahren.  Das scheiterte daran, das Ärzte/innen mit Sport wenig am Hut hatten und lieber auf Medikamente setzten. Heute gehört Sport schon für viele Mediziner zum Behandlungsplan.

„Ich könnte mir vorstellen, Rezept für Bewegung mit in das Gesetz aufzunehmen“, meinte Jens Spahn (CDU), „wenn es qualitativ abgesichert ist.“ Überhaupt stießen Schneelochs Anregungen auf viel Wohlwollen  der Diskutanten/innen. Dennoch war vor allem eine inhaltliche Disharmonie  nicht zu überhören. Maria Klein-Schmeink (Bündnis 90/ Die Grünen) forderte ein, bestehende Strukturen zu einem konsistenten Konzept zusammen zu führen. „Wir fangen ja nicht bei Null an. Es gibt schon viele regional gut laufende Projekte und Zusammenarbeit zwischen Sport und Kassen. Da sollte man ansetzen.“ Länder, Kommune - da winkte Spahn gleich ab mit dem Hinweis: „Wir sind der Bund, und das sind dann Länderangelegenheiten.“ Und: „Überhaupt - wir können doch nicht ausgefallenen Schulsport-Unterricht oder Vereine durch Krankenkassen finanziell unterstützen.“ Ein Missverständnis, das Schneeloch auch umgehend klärte: „Das will doch keiner“, es gehe ausschließlich um qualifizierte Präventionsangebote.

Geld war auch das Thema von  Prof. Karl Lauterbach. Der SPD-Gesundheitsexperte sieht das Gesetz von vornherein „unterfinanziert“. Er fand die Initiative des Sports, sich bei dem  Gesetz einzubringen, sehr gut. „Wir müssen einen etwas lockereren, unbürokratischen Umgang im Verhältnis Sportverein - Kassen finden“ meinte Lauterbach, der sich als Sporttreibender outete, der „schon manchmal zu viel macht.“  Dagegen war Erwin Lotter (FDP), selbst Arzt, eher skeptisch, was Sport als Therapiebestandteil angeht. Was bringe ein Hulahoop-Kurs? Dafür könne die Kasse nicht zahlen. „Soll sie auch nicht, denn der DOSB baut mit Blick auf das Gesetz ausdrücklich auf die fachlich geprüften und abgesicherten Präventionsangebote“, machte Schneeloch wiederholt deutlich. Die Vertreterin der Linken, Martina Bunge, berichtete von eigenen positiven Sporterfahrungen und setzte auf Sport als Präventionsmaßnahme, die unterstützt werden müsse. Schließlich gehöre nicht nur die Arbeitswelt, sondern auch die Freizeit zu den Lebenswelten des Menschen.

Seit 15 Jahren wurde versucht, ein Präventionsgesetz zu starten – es scheiterte  immer wieder an politischen und Lobbyinteressen. Der geflügelte Satz unter Politikern. „Haben Sie schon ein politisches Waterloo erlebt? Nein?? Dann versuchen Sie es doch mal mit einem Präventionsgesetz“ werde sich nicht bewahrheiten, sind die Regierungsvertreter Spahn und Lotter sicher. Für den DOSB war es ein guter Abend: Die Bereitschaft, die Aufnahme der Präventionsangebote ins Gesetz zu prüfen, ist da. Der DOSB soll zu den Anhörungen zum Präventionsstärkungsgesetz eingeladen werden.

(Quelle: Bianca Schreiber-Rietig)


  • Walter Schneeloch (m.) diskutierte mit den gesundheitspolitischen Sprechern der Parteien über den Sport als Dialogpartner für Gesundheit. Foto: camera 4
    Walter Schneeloch (m.) diskutierte mit den gesundheitspolitischen Sprechern der Parteien über den Sport als Dialogpartner für Gesundheit. Foto: camera 4